China in der Erdbeschreibung Alexander von Humboldts Von Naoji Kimura (Tokyo) Introduction: Alexander von Humboldt: Discourse between Natural Sciences and Humanities. Its significance from the standpoint of the Japanese Scholar Prof. Naoji Kimura http://www.frontiere.eu/alexander-von-humboldt-discourse-between-natural-sciences-and-humanities/ Einleitung: Professor Naoji Kimura ist ein bekannter Germanist und gehört zu den renommiertesten Goethe- und Humboldtforschern. Er hat viele Werke von Johann Wolfgang Goethe, vor allem dessen naturwissenschaftliche Schriften ins Japanische übersetzt. Seit vielen Jahren arbeitet er an der Übersetzung des umfangreichen Oeuvres Alexander von Humboldts. Sein Studium der Germanistik begann Kimura 1955 in Japan (Tokyo). Er schloss es 1963 in München ab und promovierte 1965 zum Dr. phil. Seit 1963 arbeitete er als Dozent an der Sophia Universität Tokyo und übernahm dort 1975 eine ordentliche Professur für Germanistik. In der Folgezeit engagierte er sich sehr stark für die Belange der Germanistik, insbesondere beschäftigte ihn das Leben und Werk Goethes. Von 1997 bis 2008 war er mit Unterbrechung als Gastprofessor für japanische Sprache und Kultur sowie für Germanistik an der Universität Regensburg tätig. Er war Mitherausgeber des Jahrbuchs für Internationale Germanistik, Vizepräsident der japanischen Goethe-Gesellschaft und Kuratoriumsmitglied des Deutsch- ostasiatischen Wissenschaftsforums in Baden -Württemberg. Er ist z. Zt. korrespondierendes Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Darmstadt. In einem Grußwort an die Asiatische Germanisten Tagung (AGT) in Seoul, welche im August dieses Jahres stattfand, wies er auf die für ihn inspirierende Begegnung und den Dialog mit dem bekannten chinesischen Germanisten und Übersetzer Zhang Yushu hin. Im Jahre 2001 gründete Zhang Yushu die „Literaturstraße – Chinesisch-deutsches Jahrbuch für Sprache, Literatur und Kultur“. Herausgeber der im Verlag Könighausen & Neumann publizierten Literaturstraße ist Professor Zhang Yushu, Professor Kimura ist Mitglied des wissenschaftlichen Beirats. Ende 2014 erschien in der Literaturstraße Bd. 15 sein Aufsatz „China in der Erdbeschreibung Alexander von Humboldts“. In seinem Grußwort erinnerte Kimura daran, dass „nicht die koreanische, chinesische oder japanische Germanistik, sondern die ostasiatische Germanistik […] ihren Anfang […] im Jahre 1985 in Bad Godesberg [genommen hat], als Herr Professor Zhang Yushu (Peking) im Gästehaus der Humboldt Stiftung Zimmernachbar von Herrn Byong –Ock Kim, ein hoch verehrter Senior aus Seoul war“, den wiederum Kimura als einer der Organisatoren der IVG Tokyo 1990 kennenlernen durfte. „Glücklicherweise wurde ich bald darauf von dem koreanisch-chinesischen Freundespaar als der jüngste Bruder anerkannt. Damals haben wir in der deutschen Sprache ein gemeinsames Kommunikationsmittel gefunden, was im Laufe der Zeit zu näherer gegenseitiger Verständigung sowie Versöhnung und Freundschaft geführt hat.“ Kimura zitierte dann aus Professor Zhangs autobiographischer Aufsatzsammlung „Mein Weg zur ‚Literaturstraße‘“(Würzburg 2009). „Aus dieser Freundschaft entstand ein Dreiländerbündnis, was (im März) 1990 in Peking zu einem Germanistentreffen zwischen China und Japan und 1991 in Berlin zu einem Germanistentreffen zwischen drei Ländern mit deutschen Kollegen als Gästen führte, noch ehe die diplomatischen Beziehungen China und Südkorea hergestellt wurden.“ Eine der frühesten internationalen wissenschaftlichen Tagungen, die 7. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte, an der sechshundert deutsche und ausländische Gäste aus Schweden, Norwegen, Dänemark, Holland, England und Polen teilnahmen, habe, wie Kimura hervorhob, am 18.September 1828 in Berlin stattgefunden. „Alexander von Humboldt präsidierte diese Tagung und sprach bei der Begrüßung im Namen der europäischen Naturwissenschaft von den ‚schönsten Blüten der Humanität, Wissenschaft und Kunst‘. „Diesen humanen Geist deutscher Wissenschaft in der Goethezeit können wir ostasiatische Germanisten mit vier chinesischen Schriftzeichen 切磋琢磨 (wörtlich Edelsteine schneiden und polieren, also sich geistig und wissenschaftliche feilend ausbilden) annähernd verstehen lernen.“ Aufgrund seiner herausragenden Bemühungen um die deutsche Sprache wurde Professor Kimura mit vielen Preisen ausgezeichnet: Goethepreis der Goethegesellschaft in Japan 1977, Philipp-Franz-von-Siebold Preis 1982 (Humboldt-Stiftung), Verdienstkreuz 1.Klasse der Bundesrepublik Deutschland 1992, Goethe Medaille des Goethe Instituts in München 1996 und Goldene Goethemedaille der Goethe Gesellschaft in Weimar (2003). 2003 wurde ihm von dem DAAD der Jacob- und Wilhelm-Grimm Preis verliehen. Seit 2003 ist er Vizepräsident eines kulturwissenschaftlichen Instituts (INST) in Wien. Elisabeth Hellenbroich
China in der Erdbeschreibung Alexander von Humboldts
Naoji Kimura (Tokyo)
Abstract: Alexander von Humboldt (1769-1859) hatte in seinem langen Leben keine Gelegenheit, Land und Leute von China unmittelbar zu erleben. Als er im April 1829 auf Einladung des russischen Zaren, von Gustav Rose und Ehrenberg begleitet, zu einer russisch-asiatischen Reise aufbrach, gelangte er allerdings mit seinen Begleitern über Westsibirien schließlich bis an die Grenzen der chinesischen Dsungarei. Hier erhielt er die Erlaubnis, die Grenze zu überschreiten. Er benutzte es sogleich, um dem mongolischen Posten Baty einen kurzen Besuch abzustatten. Er interessierte sich vor allem für den „Bergrücken von Mittel-Asien zwischen dem Goldberg oder Altai und dem Kuen-lun, von der chinesischen Mauer an bis jenseits des Himmelsgebirges [Tian-shan] gegen den Aralsee hin“. In der Naturkunde beschäftigte er sich mit Flora, Naturgefühl, Landschaftsmalerei und Gartenkunst, besonders aber mit Naturkenntnissen in China. Mein Thema hat auf den ersten Blick mit dem Generalthema der Tagung „Literatur und Sprache im Prozeß der Geschichte“ wenig zu tun. Geht es doch weder um die Literatur noch um die Sprache. Aber ich hoffe, daß es zumindest um die Geschichte geht, nämlich um eine Ideengeschichte der menschlichen Bemühungen, der Natur ein kosmisches Weltbild abzugewinnen. Im 19. Jahrhundert haben sich so viele deutsche Naturforscher auf die Forschungsreisen nach Amerika, vornehmlich Südamerika, Afrika und Ostasien begeben, um sich von dem immer nationalistisch werdenden Vaterland, dem preußischen Deutschland, zu befreien. Es ist ihnen gelungen, auf diese Weise die ganze Welt zu entdecken und die Erde wissenschaftlich zu beschreiben. So ist die Geographie ihnen eine Humanwissenschaft geworden, in der der Mensch stets in Kontaktaufnahme mit der Naturumgebung existiert. Indem sie sich dabei von der physischen zur kulturellen Geographie entwickelte, haben sich die Naturwissenschaftler zugleich vielfach als gebildete Geisteswissenschaftler erwiesen. Der große Naturforscher Alexander von Humboldt (1769-1859) hatte in seinem langen Le- ben keine Gelegenheit, Land und Leute von China unmittelbar zu erleben, wie auch sein Berliner Nachfolger in der Geographie Carl Ritter (1779-1859). Es war eine Generation spä- ter Ferdinand von Richthofen (1833-1905), der als deutscher Geograph erstmals nach China fahren konnte. In den Jahren 1860-62 nahm Richthofen an einer von Graf Eulenburg geleite- ten preußischen Handelsmission nach China, Japan und Südostasien teil, reiste dann allein in Südostasien. Nach anschließenden geologischen Studien in Kalifornien führte er schließlich1868-72 Reisen in China durch, unterbrochen durch einen Aufenthalt in Japan 1870/71. Sein fünfbändiges Hauptwerk lautete China. Ergebnisse eigener Reisen und darauf gegründete Stu-dien mit Atlas. Die uns vertraute Seidenstraße wurde von ihm so bezeichnet. Auch hatte Heinrich Schliemann (1822-1890) als Privatmann ab 1858 vor der Entdeckung von Troja Bildungsreisen u.a. in Indien, China und Japan gemacht. Sein Reisebericht: La Chine et le Japon au temps présent (1867) wurde erst 1984 ins Deutsche übersetzt. Ein halbes Jahrhun- dert später machte noch Hermann Graf von Keyserling (1880-1946) ebenfalls so eine Reise. Aber er war naturwissenschaftlich wenig engagiert und schrieb nur ein zweibändiges Reiseta-gebuch eines Philosophen (1919/1920). Die preußische Delegation von Graf Eulenburg segelte, nebenbei bemerkt, am 24. Februar 1861 von Nagasaki ab und kam über Shanghai in Peking an. Aber damals durften die mitge-fahrenen Naturforscher noch keine wissenschaftlichen Expeditionen in China unternehmen. Deshalb reisten sie über Taiwan und Philippinen nach Java, um in Thailand mit der diploma-tischen Delegation wieder zusammenzutreffen. Hier nahm Richthofen von der gesamten Mann-schaft Abschied und fuhr, wie gesagt, noch 1862 allein nach Kalifornien weiter und faßte im August 1868 den Entschluß, doch noch Forschungsreisen ins Hinterland Chinas zu wagen, zumal das Land geographisch weitgehend unbekannt blieb. Erst durch seine umfangreichen Reisen und Forschungsergebnisse wurden Land und Leute von China den Europäern wissen- schaftlich erschlossen. Weil aber am 22. Juni 1870 die politischen Unruhen von Yi he tuan ausbrachen, mußte er das Land verlassen und sich eine Weile wieder in Japan aufhalten. Vor dieser ganzen Nachgeschichte hatte Humboldt bekanntlich zu Beginn seiner wissenschaftlichen Karriere in den Jahren 1799-1804 seine vorbildliche lateinamerikanische Forschungsreise unternommen und veröffentlichte nach der Rückkehr einen seinem Bruder Wilhelm von Humboldt gewidmeten Essayband Ansichten der Natur (3. Aufl. 1849). Indem er über seine Erlebnisse in Südamerika berichtete, kam er aber auch darauf, Geschichte und Geographie von China öfter zu erwähnen, wobei vor allem Informationen des deutschen Orientalisten Julius Klaproth herangezogen wurden1. Es war insbesondere in dem Einleitungskapitel „Über die Steppen und Wüsten“ der Fall. Denn er hielt es aus ethnologischen Gründen für mehr als wahrscheinlich, daß „die westlichen Völker des Neuen Kontinents lange vor Ankunft der Spanier im Verkehr mit Ost-Asien gestanden haben“.2 So interessierte er sich einerseits für den „Bergrücken von Mittel-Asien zwischen dem Goldberg oder Altai und dem Kuen-lun,von der chinesischen Mauer an bis jenseits des Himmelsgebirges [Tian-shan] und gegen den Aralsee hin“3. Andererseits fragte er sich: „Sollte vielleicht, als das lang erschütterte Reich der Hiongnu zerfiel, das Fortwälzen dieses mächtigen Stammes auch im Nordosten von China und Korea Völkerzüge veranlaßt haben, bei denen gebildete Asiaten in den Neuen Kontinent übergingen?“4 Dieses sein doppeltes Anliegen in der physischen Erdbeschreibung wurde im Laufe der Jahre immer mehr erweitert. In der Naturkunde beschäftigte er sich so in seinem Hauptwerk Kosmos (1845-58) mit Flora, Naturgefühl Landschaftsmalerei und Gartenkunst, besonders aber mit den früh entwickelten Naturkenntnissen in China, worauf es im folgenden einzugehen gilt. Als Humboldt im April 1829 nach Beendigung seines Amerikawerkes auf Einladung des russischen Zaren, vom Mineralogen Gustav Rose und dem Zoologen Christian Gottfried Ehrenberg begleitet, zu einer russisch-asiatischen Reise aufbrach, gelangte er mit seinen Begleitern über Westsibirien zumindest bis an die Grenzen der chinesischen Dsungarei. Hier erhielt er die Erlaubnis, die Grenze zu überschreiten, was er sogleich benutzte, um dem mongolischen Posten Baty einen kurzen Besuch abzustatten. „Indem er (vom Dsaisang-See) auf dem Irtysch zurückschiffte, erblickte er an den einsamen Ufern dieses Wassers in einer Ausdehnung von mehr als 5200 Meter ungeheure Felsmassen von horizontal gelagertem und geschichtetem Granit, welcher auf Thonschiefer ruhte, dessen Schichten theils ganz senkrecht, theils im Winkel von 85 Graden standen.“ 5 Der Rückweg von diesem Mittelpunkt Asiens, wo Humboldt am 17. August eingetroffen war, ging am Kaspischen Meer und Sankt Petersburg vorbei wieder nach Berlin am Ende Dezember des gleichen Jahres. Unterwegs hatte er die Bekanntschaft eines Russen gemacht, der durch den Verkehr mit China viele chinesische Gerätschaften, Bilder und andere Merkwürdigkeiten besaß und sie dem Reisenden gern zeigte. Es ist natürlich sehr schwer, die mit Alphabet wiedergegebenen Orts- und Personennamen im alten China zu identifizieren. Aber es lohnt sich, sie mit allen Mitteln herauszufinden, weil man dabei nicht nur die universalwissenschaftlichen Bemühungen Alexander von Humboldts, sondern auch die chinesische Kulturgeschichte erneut gründlich studieren kann. Beispielsweise handelt es sich bei den „Hiongnu“ nach dem Humboldt-Kenner Hanno Beck eigentlich um Hsiung-nu. Sie bildeten während der Han-Zeit ein mächtiges Nomadenreich im Norden und Nordwesten Chinas. Um zu Einzelheiten mit China-Bezug in den erdkundlichen Ausführungen der Ansichten der Natur zu kommen, so wird zuerst „ein brauner Hirtenstamm (tukiuischer, d. i. türkischer Abkunft), die Hiongnu“6 genannt, der in ledernen Gezelten die hohe Steppe von Gobi bewohnte. Hierbei wird seine obengenannte gewagte Hypothese über die Völkerwanderung der Asiaten nach Amerika ausgesprochen, die aber nach seiner Meinung durch Sprachvergleichung bekräftigt werden soll. Im Anschluß daran vermutete er sogar folgendes: „Vielleicht landete an den Küsten von Neu-Kalifornien, durch Stürme verschlagen, eine von jenen asiatischen Priesterkolonien, welche mystische Träumereien zu fernen Seefahrten veranlaßten und von denen die Bevölkerungsgeschichte von Japan zur Zeit der Thsinschi-huan-ti ein denkwürdiges Beispiel liefert.“7 Mit „Thsinschi-huan-ti“ ist selbstverständlich der Ch’in-Kaiser Shih huang-ti gemeint. Bei dieser Hypothese bzw. Vermutung verglich er, wie es in der Originalanmerkung 29 heißt, das mexikanische und tibetanisch-japanische Kalenderwesen, die wohlorientierten Treppen-Pyramiden und die uralten Mythen von den vier Zeitaltern oder Weltzerstörungen wie von der Verbreitung des Menschengeschlechts nach einer großen Überschwemmung miteinander. Diese Hypothese entstand zwar noch vor landeskundlichen Studien eines Richthofen, legt aber wenigstens Zeugnis davon ab, daß Humboldt sich in seinen geographischen Überlegungen schon damals der drei Länder China, Korea und Japan durchaus bewußt war. Vor ihm hatte Herder immerhin in seinen Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit diese Länder in Ostasien mehr oder weniger ausführlich behandelt8. In den Ansichten der Natur nimmt das letzte Kapitel „Das Hochland von Cajamarca, der alten Residenzstadt des Inka Atahuallpa“ insofern Bezug auf China, als das Wort China im Sinne einer Baumart der Chinawälder oder als China-Sammler gebraucht ist. Ansonsten heißt es im Zusammenhang mit den peruanischen Kunststraßen verallgemeinernd: „Bei Völkern, welche auf den verschiedensten Stufen der Bildung stehen, sieht man die Nationaltätigkeit sich mit besonderer Vorliebe in einzelnen Richtungen bewegen; aber die auffallende Entwicklung solcher vereinzelten Tätigkeiten entscheidet keineswegs über den ganzen Kulturzustand. Ägypter, Griechen, Etrusker und Römer, Chinesen, Japaner und Inder zeigen uns diese Kontraste.“9 In der entsprechenden Originalanmerkung 7 wird auf den Kontrast des griechischen Schönheitssinns und des römischen praktischen Sinns beim Städtebau hingewiesen. Hier zulande fällt mir persönlich die Chinesische Mauer fast mit dem architektonischen Sinn der Römer auf, während in Japan ein Nachahmungssinn wie in Nara oder Kyoto ausgeprägt gewesen zu sein scheint. Sie sind doch ohne die Stadtmauer genau so gebaut wie die altehrwürdige chinesische Stadt Xian. In Humboldts umfangreichem Lebenswerk Kosmos, das von Herders weltgeschichtlicher Betrachtungsweise und dessen Humanitätsgedanken sehr beeinflußt ist, kommen nur die ersten zwei Bände in Frage, da die letzten zwei faktisch ihre ausführlicheren Ergänzungen darstellen. Beim 1. Band geht es in der Hauptsache um den Hauptteil „Naturgemälde“, der Naturerscheinungen in Himmel und Erde beschreibt, und beim 2. Band um den Hauptteil „Geschichte der physischen Weltanschauung“, der sich als einzelne Naturgemälde in zeitlicher Folge herausstellt. Beide Teile sind jeweils mit ein paar einleitenden Kapiteln versehen und enthalten sowohl im ersten naturbeschreibenden als auch im zweiten geschichtlichen Hauptteil zahlreiche Stellen mit China-Bezug. In ihnen wird China allerdings nicht so sehr im Hinblick auf seine philosophisch-literarische Tradition, sondern vielmehr vom Gesichtspunkt der Naturforschung hochgeschätzt. Die deutschen Sinologen sind hauptsächlich mit dem ersteren Aspekt beschäftigt. So heißt es im astronomischen Teil generell: „[anders als bei Griechen und Römern] bietet die reiche Literatur der naturbeobachtenden, alles aufzeichnenden Chinesen umständliche Notizen über die Sternbilder dar, welche jeglicher Komet durchlief.“10 Die chinesischen Astronomen beobachteten seit alters besonders die Kometen sehr genau und registrierten diese in ihren Annalen. Speziell über die Frage hinsichtlich der geographischen Verteilung der Vulkane, ob die vulkanische Tätigkeit in Verbindung mit der Nähe des Meeres stehe, als könne sie ohne dieselbe nicht fortdauern, wird im sogenannten „Naturgemälde“ im 1. Band des Kosmos u. a. auch aus dem chinesischen Gebiet eine topographische Erscheinung angegeben, daß „in Zentralasien eine große vulkanische Gebirgskette, der Tian-shan (Himmelsgebirge), mit dem lavaspeienden Pe-schan, der Solfatare von Ulmchi und dem noch brennenden Feuerberg (Ho-tscheu) von Turfan, fast in gleicher Entfernung (370 — 382 Meilen) vom Litoral des Eismeers und dem des Indischen Ozeans liege. Der Abstand des Pe-schan vom kaspischen Meer ist auch noch volle 340 Meilen, von den großen Seen Issyk-kul und Balchasch ist er 43 und 52 Meilen.“11 Es wird ferner berichtet, daß die chinesischen Schriftsteller 10 Li lange Lavaströme des Pe-shan, die im 1. und 7. Jahrhundert die Umgegend verheerten, beschreiben. Humboldt meint demnach, diese Tatsachen machten es wahrscheinlich, daß Meeresnähe und das Eindringen von Meerwasser in den Herd der Vulkane nicht unbedingt notwendig zum Ausbrechen des unterirdischen Feuers sei. Hat er doch den südlichen metallreichen Teil des Altaigebirges unter dem zweifachen Einfluß der Erschütterungsherde vom Baikalsee und von den Vulkanen des Himmelsgebirges gefunden. Damals zog dieser Teil des nördlichen Asien durch die sibirischen Goldwäschen die Aufmerksamkeit der Beteiligten auf sich: „Sie (=die Region des Goldsands) fällt nach zweierlei Kombinationen entweder in das tibetische Hochland östlich von Bolorkette zwischen Himalaja und Kuen-lun, westlich von Iskardo oder nördlich vom Kuen-lun gegen die Wüste von Gobi hin, welche der immer so genau beobachtende chinesische Reisende Hiuen-thsang (aus dem Anfang des 7. Jahrhunderts unserer Zeitrechnung) ebenfalls als goldreich beschreibt.“12 Aber unabhängig von den Vulkanen oder vom Goldsand heißt es auch über das ortsbedingte Klima: „Die großen Steppen des Flachlands von Sibirien werden durch die ungeheure Aufschwellung des asiatischen Bodens zwischen den Breitengraden von 28 1/2°bis 40°zwischen dem Himalaya, dem nordtibetischen Kuen-lun und dem Himmelsgebirge, kompensiert.“13 Sodann wird noch die mittlere Jahrestemperatur berücksichtigt: „Peking (39°54´) an der Ostküste von Asien hat eine mittlere Jahrestemperatur (11,3°), die über 5 °geringer ist als die des etwas nördlicher liegenden Neapel. Die mittlere Temperatur des Winters in Peking ist wenigstens 3°unter dem Gefrierpunkt, wenn sie im westlichen Europa, selbst zu Paris (48°50´) , volle 3,3°über dem Gefrierpunkt erreicht. Peking hat also eine mittlere Winterkälte, die 2 1/2°größer ist als das 17 Breitengrade nördlichere Kopenhagen.“14
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