Claudio Abbado hatte die große Gabe, musikalische Werke – und seien sie noch sooft gespielt worden- immer neu zu verlebendigen, in fließender Klanggestalt mit großen Farbschattierungen vokaler wie instrumentaler Stimmen den Zuhörern intensiv nahe zu bringen. Nicht nur die großen polyphonen Werke eines Johann Sebastian Bachs oder Ludwig van Beethovens konnte er zugleich tiefsinnig und spielerisch schlank darstellen, auch bei Werken der Moderne gelang es ihm, sie „eindringlich“ zu gestalten. Berühmt wurde seine gewisse schwebende Leichtigkeit musikalischer Stimmführung, die er insbesondere mit „seinem Orchester“, das Lucerne Festival Orchestra, bei dem junge Solisten und erfahrene Weltklasse- Instrumentalisten aus vielen europäischen Ensembles jährlich mit Abbado zusammentrafen, hervorzaubern konnte. Beethovens Diktum zu Beginn der Missa Solemnis:“Von Herzen- Möge es wieder zu Herzen gehen!“ scheint Abbado in zunehmendem Alter beflügelt zu haben.
In aufregender Zeit zu Ende 1989 wurde er zum Nachfolger von Herbert von Karajan bei den Berliner Philharmonikern gewählt. Er vermochte neue Akzente zu setzen u.a. durch Konzerte, die nach Motiven wie „Prometheus“ oder „Faust“ gestaltet waren.
Aber mit dem Lucerne Festival Orchestra, das 2003 gegründet wurde, gelang Abbado etwas ganz Besonderes: Mit hinreißender Leidenschaft formte er mit den Mitspielern- ausgesuchte Individualisten, Professoren und Dozenten- ein kammermusikalisch geprägtes Musizieren, dessen Geheimnis „im-gegenseitigen-Zuhören“ und „aufeinander- zu- spielen“ zu liegen scheint. DVD -Aufnahmen der verschiedenen Festivals dokumentieren dies.
So ist es auch nicht verwunderlich, dass in den vergangenen Jahrzehnten Abbado aus dem Wunsch heraus, sein Wissen, seine Begabung in Klassik und Moderne an junge Musiker weiterzugeben, manche neue Orchester gründete. Hatte er bereits 1978 das European Youth Community Orchestra gegründet, so gründete er, neben anderen Initiativen, 2004 das Orchestra Mozart in Bologna, seiner Heimatstadt.
Einer der Anlässe zur Gründung des Mozart Orchesters war, dass eine Antwort auf die Krise im Musikleben Italiens, insbesondere bei klassischen Ensembles, gefunden werden sollte. So kamen junge Musiker, die schon eine Solisten- Karriere an Hochschule und Orchester begonnen haben, zusammen, um mit gestanden Professoren enthusiastisch unter der Führung Abbados zu musizieren.
Eine Besonderheit ist das soziale Engagement des Orchesters in Bologna und der Region Emilia Romagna. Zu Beginn der Konzerttätigkeit förderte das Orchestra Mozart seit 2006 das Projekt „Tamino“, das von Musikern und Musiktherapeuten durchgeführte Aktivitäten auf dem Gesundheits-, Sozial- und Fürsorgesektor organisiert, wobei sie sich besonders um junge Krankenhauspatienten bemühen. Auch Gefangene werden einbezogen: In der Justizvollzugsanstalt von Bologna wurden Workshops und Sonderkonzerte durchgeführt, wobei eines der letzten von Diego Matheuz dirigiert wurde. Der Venezolaner Diego Mathieuz ist einer der glücklichsten Ergebnisse der Förderung durch das venezolanische Musikprojekt „El Sistema“. Derzeit ist er Gastdirigent in Bologna und Chefdirigent des Theaters „La Fenice“ in Venedig.
Der großartige Dirigent und leidenschaftlicher Musiker Claudio Abbado ist im Alter von 80 Jahren am 20. Januar 2014 in seiner Heimatstadt Bologna verstorben. Die Musikwelt hat einen unersetzlichen Verlust erlitten, aber sein Musizieren und Dirigieren als Akt der Kommunikation, festgehalten auf zahlreichen DVDs, mag Vorbild für Viele in der Welt sein.
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